Meinrad Spieß

Der Irseer Musikprior Meinrad Spies wurde am 24. August 1683 in Honsolgen/Allgäu geboren und auf den Namen Matthäus getauft. Als jüngstes von neun Kindern ging er 1695 als Sängerknabe in die Lateinschule des Klosters Irsee und nach fünfjähriger Schulzeit zur weiteren Ausbildung in das be­nach­barte Kloster Ottobeuren. Nach seiner Rückkehr trat Spieß am 12. November 1701 in den Konvent der Benediktiner-Abtei Irsee ein und nahm den Ordensnamen Meinrad an. 1708 wurde er zum Priester geweiht.

In den Jahren 1709 bis 1712 hielt sich Spieß als Kompositionsschüler des Hofkapellmeisters Giu­seppe Antonio Bernabei in München auf. Als er 1713 nach Irsee zurückkehrte, übernahm er die Funktion des Musik-Direktors, die er bis 1750 behielt. Daneben hatte er im Konvent zeitweise weitere Ämter inne, darunter als höchstes das des Priors.
Tractatus

Fast vierzig Jahre lang war Meinrad Spieß für die musikalische Gestaltung der Liturgie in seiner Abtei verantwortlich. In dem von ihm selbst erstellten Werkverzeichnis listet Spieß acht Drucke mit Opus-Nummern auf, darunter das bedeutende Lehrbuch Tractatus Musicus Compositorio–Practicus. Wenige weitere Werke sind handschriftlich überliefert.

Aufführungsmaterial und weitere Informationen zum Werk von Meinrad Spieß finden Sie unter: www.musica-rediviva.de.

Meinrad SpießNach eigener Aussage strebte Spieß in seinen Werken eine Synthese des strengen kontra­punkti­schen Satzes seines Lehrers Bernabei mit der „modernen Schreibart“ an. Er gehört der letzten Komponisten-Generation an, die vor dem Aufkommen der Orchestermusik klein besetzte barocke Instrumentalwerke schuf. Als einziger süddeutscher Komponist wurde Meinrad Spieß Mitglied der Corres­pon­die­ren­den Societät der musikalischen Wissenschaften in Deutschland (Mizler’sche Societät) und stand damit in brieflichem Kontakt mit so bedeutenden Musikern wie Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel und Georg Philipp Telemann.

Als Glocken- wie → Orgel-Sachverständiger hoch geachtet, verstarb Meinrad Spieß am 12. Juni 1761 und wurde in der Irseer Klosterkirche begraben.

Zum 250. Todestag von Meinrad Spieß haben die Aurelius Sängerknaben Calw (Leitung: Bernhard Kugler) und Streicher mit Trompeten des studio XVII augsburg (Orgel: Roland Götz) im Jahr 2011 Hauptwerke des Irseer Musikpriors auf CD eingespielt.

Zum Jahresbeginn 2017 erschien in einer Einspielung des Bayerischen Rundfunks eine Musik-CD mit vier Vesperpsalmen und dem Mangnificat von Meinrad Spieß, die dieser 300 Jahre zuvor als opus II „Cithara Davidis noviter animata“ herausgegeben hat.

CD_9652Cithara Davidis

 

2019 haben studio XVII augsburg und die Aurelianer eine weitere Spieß-CD mit bislang unveröffentlichten Werken des Irseer Chordirektors vorgelegt.

 

Die CDs können bezogen werden über:
studio XVII augsburg
Bgm.-Aurnhammer-Straße 50 B
86199 Augsburg
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www.studioXVIIaugsburg.de